Schlechte Rahmenbedingungen fordern Kfz-Betriebe heraus

04.01.2023
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Das zu Ende gehende Jahr 2022 hat auch dem Kraftfahrzeuggewerbe Rahmenbedingungen beschert, die zum großen Teil gar nicht beeinflussbar sind. Das allgemeine Konsumklima hat sich im Jahresverlauf auch wegen der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und den damit einhergehenden Preissteigerungen verschlechtert.
„Wir haben mit Inflation und einer extrem kostenintensiven Energieversorgung zu kämpfen“, sagt der Vorsitzende der Innung des Kfz-Handwerks Iserlohn, Christian Will.
„Der Autohandel leidet massiv unter den extrem niedrigen Pkw-Neuzulassungen. Wir stehen diesbezüglich vor dem schwächsten Autojahr seit der Wende.“ Hauptgründe dafür seien die Probleme in der Fahrzeugproduktion durch gestörte Lieferketten, nach wie vor auch beeinträchtigt durch die Corona-Pandemie und die Null-Covid-Strategie in China.
Laut Obermeister Sascha Kempkes von der Innung des Kfz-Gewerbes Lüdenscheid zeige auch das Geschäft mit Gebrauchtwagen starke Bremsspuren. „Weil die Verfügbarkeit der Neuwagen deutlich eingeschränkt ist, greifen die Kunden vielfach zu jungen Gebrauchtwagen.“ Der Zufluss dieser Fahrzeuge stagniere jedoch, da der Markt nicht ausreichend mit Leasingfahrzeugen und Mietwagen versorgt werde.
„Was uns im Kfz-Gewerbe aktuell positiv stimmt, ist das Werkstatt-Geschäft. Hier sind wir wieder auf dem Vorkrisen-Niveau von 2019 angekommen“, sind sich Will und Kempkes einig. „Die Menschen fahren ihre Fahrzeuge länger. Das Pkw-Durchschnittsalter liegt inzwischen bei zehn Jahren. Und je älter ein Fahrzeug, desto mehr Wartung und Reparatur ist notwendig.“
Ein weiterer Grund zur Sorge ist laut Christian Will die Verunsicherung der Menschen durch die angekündigten Änderungen bei der Förderung von E-Fahrzeugen. „Das reduzierte Förder-volumen mit einer Deckelung auf 2,5 Milliarden Euro sowie das Absenken der Förderschwelle im Laufe des Jahres 2023 wird viele Kunden abschrecken, jetzt noch ein E-Fahrzeug zu bestellen“, befürchtet Will. „Denn bei den aktuellen Lieferzeiten von oft 12 Monaten und länger weiß ich als Kundin oder Kunde ja gar nicht genau, wie hoch mein Prämienanspruch ist und ob ich überhaupt noch in den Genuss einer Prämie komme. Da ist zwischen 4.500 Euro und Null alles möglich.“ Weil außerdem die Förderung von Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen ab dem kommenden Jahr gestrichen werde, drohe diese Fahrzeugkategorie komplett zu verschwinden. Zurzeit seien das rund 25 Prozent des Bestands an E-Fahrzeugen.
„Uns allen ist klar, dass wir einen starken Schub in Richtung CO2-neutraler Antriebsformen benötigen“, ergänzt Sascha Kempkes. Die Europäische Union verstehe sich hier als Treiber, setze hohe Hürden mit Flottengrenzwerten, die zurzeit nur mit E-Fahrzeugen erreicht werden könnten. Ganzheitlich CO2-neutral sei diese Antriebsart jedoch nur, wenn der dafür benötigte Strom grün sei und bereits die Fahrzeugproduktion klimaneutral gestaltet werden könne. „Es stellt sich die Frage, wann wir diesen Zustand hier in Deutschland und Europa bei den angestrebten Wachstumsraten für E-Fahrzeuge erreichen können“, so die beiden Vorsitzenden der heimischen Kfz-Innungen. Das Thema Ladeinfrastruktur gehöre ebenso dazu sowie die Ertüchtigung der Stromnetze. Denn zurzeit könnten längst nicht überall Ladesäulen gebaut werden, ohne etwa Black-Outs beim kollektiven Laden in Wohngebieten zu riskieren. „Wir haben noch viel zu tun, um die E-Mobilität dahin zu bringen, wo sie hin soll“, betonen Will und Kempkes. „Daher stellt sich uns die weitere Frage, ob es nicht sinnvoll ist, den Weg für andere klimaneutrale Antriebsarten, wie synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff, offenzuhalten anstatt nur diesen einen Pfad zu verfolgen.“
Der Bestand von rund 274 Mio. Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in Europa mit konventionellen Antrieben könnte sehr schnell seinen Beitrag zur CO2-Minderung leisten, wenn klimaneutral hergestellte synthetische Kraftstoffe in ausreichender Menge vorhanden wären. „Zahlreiche Regionen unserer Erde bieten die Voraussetzungen für deren Produktion auf Basis unerschöpflicher Wind- und Sonnenenergie“, so die heimischen Innungsvertreter. „Die potenziellen Hersteller dieser Kraftstoffe brauchen jedoch planbare Rahmenbedingungen, um die wirtschaftliche Erzeugung dieser Produkte in großen Mengen angehen zu können.“ Die EU-Kommission habe kürzlich den Auftrag bekommen zu prüfen, wie Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die mit CO2-neutralen Kraftstoffen angetrieben werden, auch nach dem Jahr 2035 zugelassen werden können. Diesen Weg müsse sie jetzt zügig beschreiten und einen Vorschlag zur Nutzung von E-Fuels vorlegen, sind sich Will und Kempkes auch in diesem Punkt einig.

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